Hohenfelde

Die Kirche von Hohenfelde



Für die Hohenfelder brachte die Wende des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse. Der weite und besonders im Winter recht beschwerliche Weg zur Kirche nach Vierraden gehörte der Vergangenheit an. Mit der im vorigen Jahrhundert stetig anwachsenden Bevölkerung war der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus immer stärker geworden, der dann auch zur Jahrhundertwende in Erfüllung ging.
Unter der Regie des Pfarrers Erxleben reifte der Plan eines Kircheneubaues und gelangte zur Ausführung. Der Pfarrer war ein sehr tatkräftiger und rühriger Mann, der damals den Weg zu seinen Amtshandlungen in den Dörfern auf einem Schimmel zurücklehnte.
Im Jahre 1901 wurde die Kirche geweiht und der Gemeinde zur Nutzung übergeben. Bei der Finanzierung des Projektes hatte sich der Bauherr aber übernommen und es bedurfte hernach vieler Hilferufe an die Kirchengemeinden der Mark Brandenburg, um die Restschuld abzudecken.
Davon zeugt auch eine Ansichtskarte mit dem Abbild der Kirche und der Bitte um Spenden, die seinerzeit in der weiteren Umgebung vertrieben wurde.
Der Text lautet:

„Gottes Gnade fügte Stein auf Stein,
Gottes Segen schuf das Kirchlein klein,
Gottes Kraft erhalt´und mehre,
Was erbaut zu Seiner Ehre!
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Wer wird den letzten Sorgenstein zu heben,
Freiwillig noch ein Scherflein geben?


Bauzuschüsse hatten die Kaiserliche Hofkammer, der Besitzer des Gutes, Graf von Reedern sowie viele andere Spender geleistet. Die vier bleiverglasten Fenster mit farbigen Darstellungen aus dem Neuen Testament waren als Spenden des Amtmannes Schönermark ausgewiesen. Die Bomben- und Granatexplosionen des Zweiten Weltkrieges ließen sie in Scherben zerfallen.
Was die Kriegsschäden betrifft, ist die Kirche noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Größeren Schaden hatte ein Granateinschlag unmittelbar neben dem runden Chorfenster verursacht, auch das Dach war durch Splittereinwirkung an vielen Stellen durchlöchert. Die kleine Bronzeglocke im Kirchturm ist ebenfalls von einem Granatsplitter durchschlagen worden. Diese Schäden wurden 1945 behelfsmäßig repariert, die Fenster mit Pappe und Brettern abgedichtet. Zu Beginn der fünfziger Jahre, als Pfarrer Riedel das Pfarramt betreute, erfolgte eine gründliche Instandsetzung und die neuen bunten Fenster wurden eingesetzt.

Die Kirche ist ein Ziegelsteinbau mit 14 Meter Länge und 7 Meter Breite. Ein kleiner Turm ist als Dachreiter auf den Westgiebel aufgesetzt. Im Innern der Kirche eine kleine Westempore, schlichte Kanzel und Altar mit dem Bildnis des gekreuzigten Christus, getäfelte Decke, an beiden Seiten Gedenktafeln des Erbauers und für die Gefallenen beider Weltkriege.

Die Glocke trägt folgende Inschriften:
„ 2. Chorinter 5, Vers 20, Lasset Euch versöhnen mit Gott
A. D. 1866 gegossen von C. Voß in Stettin Golgatha Capelle“


Ein besonderer Zufall, der mich persönlich sehr berührte, sei hier noch am Rande erwähnt. Als mir im vorigen Jahr die Akte über den Kirchbau zugänglich wurde, erfuhr ich erstmals, dass sich Inventar aus der alten Golgatha Kapelle in Berlin in d er Hohenfelder Kirch befindet. In der Golgatha Kirche – Nachfolgerin am Standort der alten Kapelle in Berlin, Borsigstraße – bin ich getauft und konfimiert worden und habe dort den Gottesdienst besucht. Ein Stück meines alten Heimatkietzes in Berlin hat es ebenso wie mich in das abgelegene Dorf Hohenfelde verschlagen. Wie das Leben doch so spielt!

 

Gedenktafeln in der Hohenfelder Kirche

 

Gefallene des 1. Weltkrieges

 

Landwehrmann Wilhelm Blohm gef. 1915

Grenadier Karl Siller gef. 1915

Grenadier Otto Schmidt gef. 1915

Landsturmmann Wilhelm Bunn gef. 1916

Ers. Reservist Gustav Braun gef. 1917

Gefreiter August Punzel gef. 1918

Unteroffizier Hellmut Kurth gef. 1918

 

Gefallene des 2. Weltkrieges

 

Einwohner von Hohenfelde Angehörige von Umsiedlern

Karl Seehagen verm. 1942 Georg Liersch gef. 1942

Walter Schinschke verm. 1943 Hans Sternkiker verm. 1943

Georg Pioch gef. 1943 Werner Behm verm. 1944

Gerhard Buchholz verm. 1943 Rudolf Liersch gef. 1944

Paul Molzahn verm. 1943 Albert Ofert verm. 1945

Pahl Stahn gef. 1944 Wilhelm Bennewitz verm. 1945

Walter Mundt gef. 1944 Fritz Bernau verm. 1945

Ludwig Schließke gef. 1944 Friedrich Bernau gef. 1945

Emil Wuttke gef. 1944 Werner Braun gef. 1945

Gustav Bunn verm. 1944 Karl Perschall gest. 1947

Ernst Tesch verm. 1944

Heinz Pioch gef. 1945

Walter Tesch verm. 1945

 

Weitere 108 gefallene deutsche Soldaten haben in drei Gräbern auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. 14 im Grab mit dem Steinkreuz, umgebettet von der Teerofenallee, 38 im umgitterten Grab südlich der Kirche, umgebettet vom Sandberg an der ehemaligen Heuscheune, 56 in dem langen, mit großem Feldstein versehenen Grab.

Papiere und Erkennungsmarken, soweit sie bei den im Hohenfelder Bereich geborgenen Toten noch vorhanden, wurden der Verwaltung übergeben, die meisten blieben unbekannt.

 

 

Quelle: Ausschnitt aus „Die Kirchlichen Verhältnisse in Hohenfelde“ von

Botho Milleville